Editorial

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Verbandsdirektor
Andreas Breitner

Liebe Leserinnen und Leser,

das Jahr 2025 hatte es in sich. Erst die Bürgerschaftswahl in Hamburg und dann die Bundestagswahl. Während es in Hamburg keine großen Veränderungen gab, ruhten viele Hoffnungen auf dem Regierungswechsel in Berlin.

Ich will jetzt nicht in das weit verbreitete Klagelied einstimmen, das sicher in manchen Punkten seine Berechtigung hat - aber in einigen Bereichen eben auch nicht. Dazu gehört die Wohnungspolitik.

Auch wenn Bundesbauministerin Verena Hubertz bislang vor allem durch Ankündigungen auffällt, so bietet der sogenannte Bau-Turbo zumindest eine Chance, mit dem Wohnungsbau voranzukommen.

Schwerins Bauminister Christian Pegel sprach auf der Mitgliederversammlung des VNW-Landesverbands MV von einem „Bypass“, mit dem befristet eine Vielzahl bürokratischer Regelungen umgangen werden kann. Wir sollten ihn beim Wort nehmen.

In Hamburg sind die ersten Bauprojekte gestartet, die Teile des Hamburg-Standards umsetzen, in Schleswig-Holstein wird mit dem vereinfachten Bauen experimentiert. Erste Erkenntnisse lassen hoffen, dass es möglich ist, die Baukosten signifikant zu senken. Auch hier gilt: Testen wir es aus.

Wenig(er) erfreulich ist das Ergebnis des Klimavolksentscheids in Hamburg und das Festhalten des Kieler Landesregierung, Klimaneutralität schon im Jahr 2040 erreichen zu wollen. Während in Berlin und bei der EU in Brüssel erste Rückzugsgefechte laufen, bleibt mancher im Norden auf seinem ideologischen Kurs.

Soziale Vermieter sind nicht gegen Klimaschutz. Wer seine Wohnungen über viele Jahrzehnte zu bezahlbaren Preisen anbieten will, der macht sich natürlich Gedanken darüber, in was für einer Welt er das künftig tun will.

Was uns aber sorgt: Der Preis, der für ideologiegetriebenen Klimaschutz von den Mieterinnen und Mietern bezahlt werden muss, ist zu hoch. Der zum 1. Januar 2026 für viele Tausend Hamburgerinnen und Hamburger beschlossene Anstieg der Fernwärmepreise um 30 Prozent ist nur ein Vorbote dessen, was den Menschen droht.

In allen norddeutschen Bundesländern sind in den vergangenen Wochen zudem die Regelungen über eine Mietpreisbremse verlängert worden. In Mecklenburg-Vorpommern will die Landesregierung diese gesetzliche Regelung zudem auf Urlaubs-Hotpots ausweiten.

VNW-Unternehmen sehen diese Regelungen kritisch. Ihre Mieten liegen meistenteils unter den Werten örtlicher Mietenspiegel. Eine Mietpreisbremse spielt für sie daher keine große Rolle. Dennoch halten sie die Zunahme ordnungsrechtlicher Eingriffe in den Wohnungsmarkt für kontraproduktiv. Immer mehr von immer demselben wird unsere eigentlichen Probleme nicht lösen.

Wir glauben: Die Landesregierungen sollten ihre Aufmerksamkeit mehr auf die sogenannte zweite Miete richten. Bei öffentlichen Gebühren, Wasserpreisen und Heizkosten sind in den vergangenen Jahren die Preise erheblich gestiegen. Zudem klagen Mieter vermehrt über höhere Fernwärmekosten. Bei Mietervereinen wiederum wächst die Zahl der Nachfragen auf Grund der intransparenten Preisgestaltung der Fernwärmeanbieter.

Statt eine Mietpreisbremse wäre aus unserer Sicht eine Nebenkostenbremse sinnvoller. Zudem muss endlich eine bundesweit agierende Behörde eingerichtet werden, die Fernwärmepreise kontrolliert und gegebenenfalls die Anbieter zur Offenlegung ihrer Berechnung zwingt – also für Transparenz sorgt.

Das sind Aufgaben, die im neuen Jahr anstehen.

Jetzt wünsche Ihnen aber erst einmal ein friedliches Weihnachtsfest und einen guten Start in das neue Jahr.

Andreas Breitner